Der Bischof-Carl-Joseph-von-Hefele-Preis des Jahres 2015 wurde an die Diplomtheologin Cornelia Reus (1988), Tübingen/Bad Mergentheim für ihre hervorragende Diplomarbeit "Frauen im Dienst der Kirche. Die Arbeit von Laienkatechetinnen im Bistum Rottenburg von 1920 bis 1958" verliehen.
Betreuer der Diplomarbeit war Professor Dr. Andreas Holzem
NEWS 2023: Cornelia Reus ist als Pastoralreferentin an der Hochschule Heilbronn und in Heilbronn-Sontheim tätig.
- 2017: Cornelia Reus nimmt ihr Amt als Studierendenseelsorgerin an der Hochschule Heilbronn (Campus) und als Pastoralreferentin St. Martinus in Heilbronn-Sontheim auf.
- 2016: Die wesentlichen Inhalte ihrer Abschlussarbeit sind im RJKG 35/2016 veröffentlicht.
Cornelia Reus während nach der Veleihung des Hefele-Preises dar, wie sich in der Diözese Rottenburg die Berufswege von und für Frauen im Dienst der Kirche zwischen 1920 und 1958 entwickelten. Ihr Vortrag war überschrieben mit "Lammfromm und revolutionär. Laienkatechetinnen im Bistum Rottenburg von 1920 bis 1958" und wurde 2016 im Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte abgedruckt.
Weihbischof Dr. Johannes Kreidler würdigte während des Festakts die Arbeit der jungen Theologin und überreichte den Preis im Auftrag von Bischof Dr. Gebhard Fürst.
Die Kirchenhistorikerin Dr. Regina Heyder (Bonn, Mainz) schloss in ihrem Vortrag direkt an die Ausführungen von Cornelia Reus an. Sie zeigte jene Aufbrüche auf, die im Umfeld des Zweiten Vatikanums die pastorale Arbeit der Laien veränderten. Das 20. Jahrhundert gilt nicht nur theologisch oder kirchengeschichtlich als ein Zeitalter des Aufbruchs. Auch auf der Ebene der Musik setzte eine Zeit der "AufBrüche" ein. Der Pianist Domingos Costas gab für diese Zeit musikalische Beispiele.
Über die preisgekrönte Arbeit: Professor Dr. Andreas Holzem, Lehrstuhl für Kirchengeschichte des Mittelaltes und der Neuzeit, betreute die Abschlussarbeit von Cornelia Reus. Der Vorstand des Geschichtsvereins der Diözese schlug Bischof Dr. Fürst diese Arbeit als preiswürdig vor und trug die Verantwortung für den Prozess der Preisvergabe.
Die feierliche Überreichung des Preises fand im Tübinger Wilhelmsstift statt. Weihbischof Dr. Johannes Kreidler überreichte im großen Saal des Wilhelmsstifts die von Bischof Dr. Gebhard Fürst unterzeichnete Urkunde und das Preisgeld. In seiner Laudatio würdigte Weihbischof Kreidler, dass sich die Preisträgerin mit ihrer Diplomarbeit in ein bislang unerforschtes Feld begeben und dabei umfangreiche archivalische Arbeit geleistet habe. Der in der Arbeit gezeichnete Entwicklungsbogen hin zur Entstehung eines neuen pastoralen Berufsbildes sei von ihr überzeugend gezeichnet worden. Frau Reus habe umsichtig analysiert, wie sich mit dem zeitgeschichtlichen Hintergrund und mit dem Wandel der Ausbildungsordnung auch die Gruppe der Teilnehmerinnen (und wenigen Teilnehmer) nach Alter, Schulabschluss, beruflicher Vorprägung und Lebensstand verändert habe. Die Energie, die Frau Reus hier investiert habe, zeuge von einem hoch empathischen Interesse, das größte Würdigung verdiene.
Viele Mitglieder, Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter aus ihrer Heimatgemeinde Herrenberg, aus Tübingen und Bad Mergentheim waren bei der Preisverleihung vor Ort. Mit großem Interesse verfolgten auch viele Theologiestudierende und Kurskolleginnen und -kollegen die Vorträge des Abends.
„Lammfromm und [gleichzeitig] revolutionär“ - so bezeichnete Cornelia Reus jene Frauen, die zwischen 1920 und 1958 mehr Verantwortung für die Seelsorge vor Ort übernahmen. In ihrer Arbeit stellte sie unter anderem dar, welche Schritte zu gehen waren, bis sich Kirchenobere vorstellen konnten, dass Laientheologen - "Ungeweihte" - in der Lage sein konnten, neben Priestern Aufgaben in der Seelsorge zu übernehmen. Frauen wurde diese Aufgabe zunächst nicht zugetraut; Sie konnten zwar Kurse für Katechetinnen besuchen, doch sollten sie ihr Wissen vor allem in der Familie oder ehrenamtlich in der Gemeinde weitergeben. Die Kurse sollten nicht zu einer bezahlten Berufstätigkeit führen; Eine Bezahlung wurde zunächst auch nicht garantiert. Die Kirchenoberen trauten Frauen zudem nicht zu, theologisch bildbar zu sein.
Die Katechetinnen spürten, so die Referentin, eine starke religiöse Energie in sich und wollten zunächst vor allem die eigene Frömmigkeit entwickeln; Einerseits waren sie „lammfromm“, so Cornelia Reus, gleichzeitig aber auch revolutionär, weil sie kontinuierlich ihre Aufgaben in den Pfarreien ausbauten und Frauen den Weg in ein neues Berufsfeld bahnten.
1929 gelang es der Theologiestudentin Franziska Werfer (1908, Ellwangen - 1985, Stuttgart) als erster Frau in Deutschland, Abschlussprüfungen im Fach katholische Theologie abzulegen. Vorreiter war das Katholisch-Theologische Dekanat der Universität Tübingen und das Bischöfliche Ordinariat in Rottenburg, die dem Antrag auf Prüfung an der Universität zustimmten. Diesem wichtigen Schritt sollten weitere folgen.
Wie die Kirchenhistorikerin Regina Heyder (Bonn/Mainz) im zweiten Referat des Abends darlegte, anerkannte das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) Laientheologen beiderlei Geschlechts als unverzichtbar an. Heute tragen an Hochschulen und Universitäten ausgebildete Theologinnen und Theologen ohne kirchliche Weihen in vielen Bereichen der kirchlichen Organisation Verantwortung.
Worauf Katholikinnen und Organisationen wie der Katholische Deutsche Frauenbund bislang jedoch noch immer warteten, sei – als Minimalgebot – das Diakonat auch für Frauen. Dieser Schritt wird als unverzichtbar gesehen, um in der katholischen Kirche die Gleichberechtigung von Männern und Frauen ein Stück weit voranzubringen.
Programm - Einladung zum Festabend, Donnerstag, den 3. Dezember 2015, 20 Uhr im Wilhlemsstift.
Informationen zu früheren Preisträgern und Preisträgerinnen sowie zu den Preisverleihungen.