Transformationen geistlicher Gemeinschaften

22.-24. September 2022

Transformationen.
Klöster, geistliche Frauengemeinschaften und kirchliche Stiftungen vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart

Wissenschaftliche Studientagung vom 22. bis 24. September 2022 in Weingarten mit Exkursion nach Heggbach

Tagungsbericht
Den Verfallserzählungen, die unsere Ordens- und Klostergeschichten in der Regel prägen, kann eine alternative Perspektive entgegengesetzt werden. Denn die vielfach von Frauengemeinschaften getragenen Neugründungen oder Wiederbesiedelungen aufgehobener Klöster seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeigen, dass geistliche (Frauen-) Gemeinschaften bis heute Wege fanden und finden, um auf die gesellschaftlichen Veränderungen und Umbrüche zu reagieren. Auf institutioneller Ebene ist das beispielsweise die Einrichtung von Stiftungen, auf inhaltlicher Ebene die Veränderung theologischer Sichtweisen auf das geistliche Leben. Für viele ehemalige Klöster in Deutschland ist solch eine Geschichte nicht untypisch.

Als Beispiel für Transformationsprozesse in der Ordenslandschaft und der Frömmigkeitskultur kann Heggbach (bei Biberach) dienen: Als Beginenklause im 13. Jahrhundert erstmals erwähnt, 1235 dem Zisterziensorden angeschlossen, 1803 säkularisiert, 1875 von Franziskanerinnen neubesiedelt, ist sie heute Teil der St. Elisabeth-Stiftung, die sich u.a. Menschen mit Behinderungen widmet. Auch architektonisch passte sich Heggbach in seiner Funktionalität den gewandelten Bedürfnissen an.

Die Tagung hat das Ziel, diese Transformationen aufzuzeigen und typische Veränderungsprozesse zu destillieren. Dabei wird es nicht nur um rechtliche Regelungen, um Nutzungsänderungen und neue Architektur gehen: Es wird auch danach gefragt, ob und wie geistliche Zielsetzungen und religiöse Charismen den Wandel überlebten oder ob und wie sie sich veränderten.

Programm
Eine Studientagung des Geschichtsvereins und der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart sowie der St.-Elisabeth-Stiftung.
Die Ergebnisse der Studientagung werden in Band 41 des Rottenburger Jahrbuchs für Kirchengeschichte veröffentlicht
 
Unsere Referierenden:
Prof. Dr. Rainald Becker (München): Wendepunkte 1800 – 1900 – 2000. Klöster und geistliche Gemeinschaften zwischen Abwicklung und Wiederbelebung. Deutschland und Frankreich im Vergleich
Doz. Mag. DDr. Peter Wiesflecker (Graz): (Nicht nur) "eine Schar von Beterinnen ...". Profil und Charisma geistlicher Frauengemeinschaften Innerösterreichs im langen 19. Jahrhundert
Dr. Kirsten Gläsel (Essen): "Von der Seelenrettung zur sozialen Gerechtigkeit". Nachkonziliare Entwicklungen weiblicher Ordensgemeinschaften in Deutschland am Beispiel der Schwestern vom Guten Hirten
Dr. Isabelle Jonveaux (Graz): Alternative Ökonomie? Klosterwirtschaft heute
Martina Goerlich (Tübingen): Denkmalpflege in Klöstern. Zum Umgang mit den baulichen Zeugnissen - von Transformation und Konversion
Domkapitular Dr. Uwe Scharfenecker (Rottenburg): Als "Flüchtlinge" willkommen. Die Salesianerinnen in Marchtal
Sr. M. Katharina Wildenauer CSJ (Ursberg): Eine Schwesterngemeinschaft und ihr Auftrag im Wandel
Sophie Prasse M.A. (Tübingen): Mauern, die die Welt bedeuten. Das Kloster Heggbach in Aufklärung und Säkularisation
Dr. Detlev Naeve (Willstätt): Heggbach und Ingerkingen 1933-1945. Pflege, Ausgrenzung und Tötung von Menschen mit Behinderung im Nationalsozialismus
Eva Maria Sorg (St. Elisabeth-Stiftung) und Franziskanerinnen von Reute: Führung durch Heggbach.
Prof. Dr. Maria Magdalena Rückert (Ludwigsburg): Von den Zisterzienserinnen zu den Franziskanerinnen. 800 Jahre Kloster Heggbach. Öffentlicher Abendvortrag in Heggbach
Ilse Schmitz (Köln): Die Kölner Cellitinnen. Von der "Wartenonnengemeinschaft" zum modernen Sozialkonzern
Sr. M. Benedicta Ewald (Schwäbisch Gmünd): Der Weg der Gmünder Franziskanerinnen 2000–2020
Äbtissin Dr. Mag. Hildegard Brem (Mariastern-Gwiggen): Zwischen Kontinuität und Wandel. Kontemplative Frauenorden im 21. Jahrhundert
Ulrike Rose und Sr. Josefa Thusbaß (Zukunft Kulturraum Kloster e.V.): Transformation von Klöstern - eine Chance für Orden und Gesellschaft.

Fragen? Bitte an den Geschichtsverein der Diözese Rottenburg-Stuttgart,
Dr. Maria E. Gründig: info@gv-drs.de | 0711.9791-4421.