Bericht zum Thementag Religiosität in der Renaissance

Vittore Carpaccio: Die Disputation des heiligen Thomas von Aquin mit den Heiligen Markus und Ludwig von Toulouse (1507). (c) Staatsgalerie Stuttgart

Bis März 2025 zeigt die Staatsgalerie Stuttgart Altarblätter des Renaissancemalers Vittore Carpaccio, die in den letzten Jahren in den Stuttgarter Werkstätten aufwendig restauriert wurden.  Am Samstag, den 25. Januar 2025 fand ein Thementag statt, der vom Geschichtsverein der Diözese Rottenburg-Stuttgart initiiert wurde und der auf großes Interesse stieß, so dass er in den Großen Saal verlegt werden musste und konnte.

Eine Initiative des Geschichtsvereins der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Idee, Realisation und Tagungsmoderation: Dr. Maria E. Gründig.
Eine Kooperation des Geschichtsvereins mit der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Dr. Ilonka Czerny
und der Staatsgalerie Stuttgart, vertreten durch Dr. Christine Follmann.
Programm

Nach der Begrüßung der mehr als 180 Teilnehmenden durch die Direktorin der Staatsgalerie, Prof. Dr. Christine Lange, stellte die Kuratorin der Sonderausstellung, Dr. Christine Follmann, zunächst den Maler Vittore Carpaccio (um 1460/65–1525/26) vor, der als einer der bedeutendsten Maler der venezianischen Frührenaissance gilt. Sie erläuterte die Geschichte des Bildes bzw. der Sammlung Barbini-Breganze, die 1852 von König Wilhelm I. von Württemberg in Venedig erworben worden war. Am Beispiel des Altarretabels "Thomas von Aquin" erläuterte sie die Besonderheiten des begabten Künstlers und dessen Altarretabel.
Gebannt folgten die Tagungsteilnehmer den Ausführungen der Restauratorinnen Antoaneta Ferres und Hanna Gräbeldinger. Unter der obersten Farblage des Altarretabels „Thomas von Aquin“ endeckten sie bislang unsichtbare Farbschichten. Weil diese erste Ausfertigung des Retabels den Auftraggebern missfiel, übermalte Carpaccio diese Bereiche; Die Restauration brachte dies und vieles mehr durch diverse technische Verfahren wieder zum Vorschein. Die aufwendige Restaurierung rettete dieses Retabel vor dem weiteren Verfall. Dies war die Voraussetzung, um das Altarbild nun in neuer, das heißt originalgetreuer Farbgebung und Frische ausstellen zu können, betonten die Restauratorinnen.
Mit Spannung folgten die Teilnehmenden anschließend dem Tübinger Kirchenhistoriker Prof. Dr. Andreas Holzem, der die Bildwelten des Carpaccio aus religions- und sozialgeschichtlicher sowie kulturhistorischer Sicht betrachtete. Er zeigte die Parallelen des italienischen mit dem deutschen Humanismus auf und verwies auf Denkmuster, die die Religiosiät und Frömmigkeit ebenso beeinflussten wie die (Mal-)Kultur in und um Venedig und in deutschen Landen. Der „Evangelismo“, die neue Denkrichtung, war in Venedig schon Jahre vor Martin Luther existent, erläuterte er.
Bei den anschließenden Führungen durch die Sonderausstellung wurden das Altarbild Thomas von Aquin und weitere Altarbilder thematisiert. Ausreichend Zeit blieb auch für die eingehende Betrachtung der Altarbilder.