Workshop in Buttenhausen und Grafeneck

Politischer Katholizismus in Kaiserzeit und Weimarer Republik

Im Juni 2008 konnten Studierende der Kirchengeschichte die Zeit des Politischen Katholizismus in Kaiserzeit und Weimarer Republik nachspüren. Workshops möchten dazu beitragen, bei Studierenden das Interesse an historischen Themen und an deren Erforschung zu steigern, indem Geschichte „vor Ort“ und damit authentisch und unmittelbar erlebbar wird. Gleichzeitig soll in die Arbeit mit schriftlichen Zeugnissen eingeführt werden, die Grundlage jeder historischen Forschung ist. Die Besichtigung des an geschichtlichen Zeugnissen reichen Buttenhausen (bei Münsingen) bot hierfür ideale Anknüpfungspunkte: In der Gedenkstätte für den bedeutenden Zentrumspolitiker Matthias Erzberger in Buttenhausen, der 1875 hier zur Welt kam und 1921 von Rechtsradikalen im Schwarzwald ermordet wurde, konnte der Zeit zwischen 1890 und 1914 nachgegangen werden. Buttenhausen beherbergte seit dem späten 18. Jahrhundert eine jüdische Gemeinde, die erst in der Shoa unterging. Zahlreiche Spuren in dem kleinen Dorf - die Häuser westlich der Lauter, darunter auch das Wohnhaus der Familie Erzberger selbst, in dem zuvor eine jüdische Familie gewohnt hatte, aber auch der ausgedehnte Friedhof, - erinnern an die jüdischen Traditionen. Die Bernheimer'sche Realschule - eine jüdische Stiftung - bot Raum für die Arbeit mit Archivalien.

Ankündigung Workshop


Gedenkstein am Ort der Synagoge in Buttenhausen
Erbaut 1796, konnten Buttenhausener zwar die Brandstiftung während der Reichsprogromnacht verhindern, doch am folgenden Tag, dem 10. November 1938, setzten Nationalsozialisten die Synagoge in Brand. Sie brannte vollständig nieder.

Jüdischer Friedhof in Buttenhausen
Der Judenschutzbrief von Frhr. Philipp v. Liebenstein erlaubte 25 Familien den Zuzug in Buttenhausen. Darin garantierte er auch die Errichtung eines Friedhofs. 1943 wurde hier die letzte Beerdigung durchgeführt. Walter Ott, Buttenhausen, hat sich um die Erhaltung des Friedhofs verdient gemacht.

Erinnerungsstätte Matthias Erzberger
Da um 1870 viele jüdische Familien von Buttenhausen wegzogen, gingen deren Häuser an neue Besitzer über. 1875 zog die katholische Familie Erzberger in die Mühlgasse 21 ein. Hier wurde Sohn Matthias geboren.

Geburtshaus Matthias Erzbergers
Dr. Roland Deigendesch erläutert die Berliner Aktivitäten des populären Zentrumsführers. Gemeinsam mit Prof. Dr. Holzem, Dr. Zimmermann und Dr. Gründig führte er danach in der "Berkheimer'schen Realschule" in das Arbeiten mit Archivalien ein.

In Vordergrund: Januskopf. In jedem Menschen sind zwei Seiten inne. Wichtig ist, sich beide Seiten bewusst zu machen.

Mehrmals im Jahr finden hier Gedenkgottesdienste statt. An ihnen nehmen auch Angehörige der in Grafeneck Getöteten teil.

Innerhalb weniger Monate wurden 1940 in den Öfen Grafenecks mehr als 10.000 Menschen ermordet. Im Buch der Namen sind derzeit über 8.000 Opfer der Euthanasie verzeichnet.

Bilder: Stefan Alt