Stuttgarter Gespräche 26. Februar 2011
Bericht zum Studientag: Quo Vadis - Bildung in Deutschland. Gestern-heute-morgen
Die dritten Stuttgarter Gespräche zur historisch-politischen Kultur widmeten sich wiederum einem aktuellen gesellschaftlichen Thema; in diesem Jahr Bildungskonzepten freier, staatlicher und kirchlicher Träger. Eingeladen hatten der Geschichtsverein der Diözese Rottenburg-Stuttgart, die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg und die Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Zunächst zeichnete der Züricher Erziehungswissenschaftler Prof. Dr.Jürgen Ölkers die Geschichte der Bildungskonzepte seit 1800 nach. Er betonte, dass es keineswegs die großen Theorien oder die großen Namen eines Rousseau, eines Pestalozzi, einer Maria Montessori oder eines Rudolf Steiner gewesen seien, die die Bildungspraxis geprägt hätten: Prägend seien immer die Elemente der Praxis gewesen. So berufe sich beispielsweise der Marchtaler Plan auf Maria Montessori und Peter Petersen, doch habe der Marchtaler Plan unabhängig davon eigene Schwerpunkte gesetzt: Morgenkreis, freie Stillarbeit, Lernen nach eigenem Tempo, altersdurchmischtes Lernen oder vernetzter Unterricht.
Harald Häupler, Direktor des Albertus-Magnus-Gymnasiums in Stuttgart, konnte daran anschließend aus der Praxis berichten. Selbst Beteiligter an der Entwicklung des im deutschen Sprachraum vielfach nachgeahmten, auf einem christlichen Menschenbild gründenden Konzepts, ist ihm wesentlich, dass den jungen Persönlichkeiten eine demütige Haltung entgegengebracht werde. Dem konnte Fritz Sperth, Rektor der staatlichen Werkrealschule Tübingen, zustimmen. Für ihn sind Wertschätzung, klare Normen und Gerechtigkeit wichtig - und damit eine Ethik, die es an staatlichen Schulen ebenso gebe wie an christlichen. Häupler und Sperth waren sich darin einig, dass es nicht darum gehe, der Gesellschaft nützliche und funktionierende Geschöpfe zuzuführen.
Einen Überblick über die aktuelle Bildungsdiskussion Baden-Württembergs gab am Nachmittag zunächst Renate Allgöwer, Journalistin der Stuttgarter Zeitung.
Daran schloss sich eine Podiumsdiskussion an, an der zwei Schulleiter teilnahmen: Alfred Hinz, Rektor i.R. der Bodenseeschule St. Martin in Friedrichshafen und Dr. Bernhard Bueb, Direktor i.R. des Internats Schloss Salem. Sie diskutierten ihre je eigenen Bildungskonzepte mit Ursula Duppel-Breth, der Vertreterin der Elternschaft und zwei Vertretern aus der Landtagspolitik, Andrea Krueger, CDU und Dr. Frank Mentrup, SPD.
Moderiert von Barbara Deifel-Vogelmann (Caritasverband der Diözese) stellten sie kritisch die schulischen und (partei-)politischen Konzepte gegenüber. Die Vertreterinnen und Vertreter der freien Schulen und der Elternschaft vertraten die Meinung, dass private und kirchliche Bildungsträger mehr Freiräume hätten und spontaner reagieren könnten. Mehr Freiräume wünschten sich, so die Ansicht der Beteiligten, sicherlich alle Schulaktiven. Eine Einigkeit über den einzig richtigen Weg, die beste Konzeption, sei allerdings nicht zu erwarten. Einigkeit bestand jedoch darin, dass in der Bildungs- und Erziehungsarbeit mehr vom Kind aus gedacht werden müsse.
Grußworte sprachen Dr. Verena Wottke-Werner (Direktorin der Akademie), Lothar Frick (Direktor der Landeszentrale) und Prof. Dr.Konstantin Maier (Vorsitzender des Geschichtsvereins).
Eine Veranstaltung des
Geschichtsvereins der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg
Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Geplant durch
Dr. Verena Wodtke-Werner, Akademie
Dr. Reinhold Weber, Landeszentrale
Dr. Maria E. Gründig, Geschichtsverein
Links:
- Reihe Stuttgarter Gespräche zur historisch-politischen Kultur
- Infoflyer zum Studientag Bildungskonzepte