Studientagung Weingarten
Zwischen Aufklärung und Reaktion. Adel, Kirche und Konfession im deutschen Südwesten 1780-1820
Tagungsbericht, identisch in HSozuKult
Die Vorträge der Tagung sind inzwischen publiziert in Band 34 des RJKG
Prof. Dr. Dietmar Schiersner (Weingarten) führte in seinem einleitenden Referat Forschungsfragen auf, die in den folgenden Tagen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnnen aus Deutschland und der Schweiz behandelten: Es sollten Konstanten und Verwerfungen aufgezeigt werden, denen der Adel zwischen französischer Revolution und dem ersten settlement neuer Mächte im deutschen Südwesten gegenüberstanden. Im Vokus der Referate stand immer das Verhältnis Adel und Kirche, denn "Adel ist ohne Christentum und Katholizismus nicht zu denken", so einer der anwesenden Adeligen. Auf vielfältigen Ebenen existierte in der Alten Zeit ein enges Zusammenwirken, das sich nach Säkularisation und Mediatisierung in vielen Bereichen nicht mehr realisieren ließ, weil sich Herrschafts- und Machtverhältnisse zu ungunsten der adeligen Grundherrschaft grundlegend wandelten.
Rasch wurde in den folgenden Vorträgen deutlich, dass unter dem Begriff "Adel" keine homogene Einheit zu verstehen ist, vielmehr zu differenzieren ist, denn Nieder- und Hochadel oder Land- und Stadtadel waren in unterschiedlicher Weise von der Umbruchzeit um 1800 betroffen.
Einige Fotos dokumentieren die Tagung, die vom 12. bis 15. März 2014 im Weingartener Tagungshaus der Akademie stattfand.
Auf dem Podium v. li.: Karl-Eugen Erbgraf von Neipperg, Pater Hubertus Freiherr von Freyberg, Moderatur Rolf Waldvogel, Albert Graf Fugger von Glött, Franz Freiherr von Ulm und Erbach
Weingarten, 13. bis 15. März 2014
Programmflyer hier
Einführung
Dietmar Schiersner, Weingarten
Der Adel und seine Kirche - die Kirche und ihr Adel. ihres Verhältnisses zwischen 1780 und 1820 im katholischen Deutschland
Hintergründe: theologisch - gesellschaftlich - politisch
Harm Klueting, Köln/Freiburg i.Ü.
Katholische Aufklärung nach 1803? Theologie und Kirche unter dem Eindruck des Umbruchs
Michael Sikora, Münster
Adel und Aufklärung, Adlige und Aufklärungen
Georg Eckert, Wuppertal
Politische Randexistenzen? Katholischer Adel im jungen Königreich Württemberg
(Um-) Brüche
Michael Schwartz, Berlin-München
Kirchliche Karrieren im Umbruch: Der Adel und das Ende der Adelskirche 1750-1850
Carl Alexander Krethlow, Bern
Geistliche Ritterorden: Chancen und Herausforderungen transnationaler Strukturen
Sylvia Schraut, München
Katholisch, Weiblich, Adelig - geistliche Lebenswege und weibliche Religiosität vor und nach der Säkularisation
Biographische Annäherungen
Winfried Romberg, Würzburg
Adelige Standes- und Funktionseliten in den geistlichen Staaten zwischen Aufklärung und Revolution. Geistig-politische Kontinuitäten und Umorientierungen am Beispiel rheinischer und fränkischer Domherren
Wolfgang Wüst, Erlangen
Oberschwäbischer Adel: Ämter und Karrieren zwischen Aufklärung und Reaktion
Gabriele von Trauchburg, Gingen/Fils
Von Maximilian Emanuel zu Albert von Rechberg: Kehrtwende oder Korrektur
Dietmar Schiersner, Weingarten
Johanna von Falkenstein (1743-1800), eine aufgeklärte Stiftsdame
Erinnerung und Kultur
Bernd Mayer, Wolfegg
Memoriale Konstruktion adeliger Katholizität. Beispiele aus Historiographie und Ikonographie des oberschwäbischen Adelshauses derer zu Waldburg
Podiumsdiskussion
Katholisch vor allem? Kirche und Konfession im adligen Selbstverständnis des 21. Jahrhunderts
Moderation: Rolf Waldvogel
Diskutanten waren:
Erbgraf Karl-Eugen von Neipperg, Pater Hubertus Freiherr von Freyberg,
Albert Graf Fugger von Glött, Franz Freiherr von Ulm zu Erbach