Katholische Kirche und württembergische Schulpolitik in der NS-Zeit

Vortrag mit Jahresversammlung
Am Samstag, den 24. Oktober 2020, begrüßte Prof. Dr. Dietmar Schiersner die Gäste, die - trotz angespannter Corona-Lage im Raum Stuttgart - in die Kirche St. Antonius nach Stuttgart-Hohenheim zu Vortrag und Jahresversammlung gekommen waren.
Im anschließenden Vortrag von Prof. Dr. Dominik Burkard über "Fakten und Fiktionen. Kultminister Christian Mergenthaler und die württembergische Schulpolitik in den Jahren 1933-1945" erfuhren die Zuhörerinnen und Zuhörer, auf welche spezifische Weise die Gleichschaltung der Schulen in Württemberg bzw. in der Diözese Rottenburg vor sich ging und wie Bischof Johann Baptist Sproll auf die Vereinnahmungsversuche - besonders der Religionslehrerinnen und -lehrer - reagierte.
Im Diözesanarchiv lägen, so Burkard, "kistenweise" Beschwerden von Katholikinnen und Katholiken, die Bischof Sproll und das Ordinariat baten, gegen die Gleichschaltung einzuschreiten. Briefwechsel zwischen Rottenburg und Stuttgart zeigten, dass Bischof Sproll schon 1934 deutlich erkannt habe, welche Folgen die neue politische Situation haben würde. Tatsächlich wurden Versprechungen des Kultusministers und seiner Behörde nicht eingehalten. Diese Dokumente belegten zudem, dass Eltern, Lehrerinnen und Lehrer an den privaten konfessionellen Schulen, aber auch Religion Lehrende an den staatlichen Schulen unter immensen Druck gesetzt - wenn nicht gar völlig aus den Schulen entfernt - wurden, wenn Sie die Entkonfessionalisierung der Schulen nicht hinnehmen, Kinder vom Religionsunterricht nicht abmelden oder den neu abzulegenden Eid auf Hitler nicht widerstandslos ablegen wollten.
Religionsunterricht wurde durch den "WAU", den sog. Weltanschauungsunterricht ersetzt. Mergenthaler behauptete in seinen 1964 aufgezeichneten Erinnerungen, die sich im Nachlass von Max Miller befinden, dass ihn die Eltern selbst dazu ermutigt hätten. In das durch Elternwille entstandene "Vakuum" sollten nun "echte religiöse Werte" gesetzt und vermittelt werden, schrieb er.
Es ist geplant, die vorgetragenen Forschungsergebnisse, die hier nur in Ausschnitten dargelegt werden, im RJKG 40 zu veröffentlichen.

Nach den Geschäfts- und Finanzberichten und einer kurzen Pause begannen die Wahlen mit der Vorstellung der Kandidatinnen und Kandidaten.
Wahlergebnisse
Kassenprüferinnen bleiben Christine Reinsch-Müller und Anna Kurrle.
Zu Mitgliedern des Vorstands wurden gewählt:
Dr. Daniela Blum (Tübingen), Prof. Dr. Dominik Burkard (Würzburg), Pfarrer Dietmar Krieg (Heidenheim), Prof.In Dr. Maria-Magdalena Rückert (Bietigheim), Domkapitular Dr. Uwe Scharfenecker (Rottenburg), Prof. Dr. Dietmar Schiersner (Krumbach/Weingarten) und Dr. Oliver Schütz (Ulm).
Qua Amt sind Angela Erbacher und Dr. Verena Wodtke-Werner Mitglieder des Vorstands.

Nach Ende der Veranstaltung traf sich der neu gewählte Vorstand zur Wahl des Vorsitzenden und des ersten Stellvertreters.
Hier wurde Prof. Dr. Dominik Burkard zum Vorsitzenden gewählt; Prof. Dr. Dietmar Schiersner bleibt Erster Stellvertretender Vorsitzender.
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Allen ein herzlicher Glückwunsch!