Tagung und Publikation zur "Kirchheimer Chronik"

Die Chronik der Madgalena Kremerin im interdisziplinären Dialog

2016 April: Der Titel der in Kirchheim unter Teck am 23./24. Mai 2013 unter Mitwirkung international renommierter Forscherinnen und Forscher durchgeführten Tagung gab auch der Publikation ihren Namen.

Der Geschichtsverein hatte sich bei der Tagung beteiligt, nicht zuletzt deshalb, weil der von ihm ausgerichtete Bischof-Hefele-Preis des Jahres 2013 der kirchenhistorischen Diplomarbeit von Stefanie Monika Neidhardt verliehen wurde. Darin legte die Universitätsabsolventin wichtige Grundlagen für diese neue Publikation und die vorausgehende Tagung. Ihr Beitrag trägt den Titel: Die Kirchheimer Chronik – Ein Werk für die Observanz.

Der Band ist im Verlag Thorbecke erschienen. 252 Seiten, 74 z.T. farb. Abb., Leinen, € 35,--. ISBN 978-3-7995-5276-9.

Magdalena Kremerin war eine Dominikanerin aus dem Kloster Silo im elsässischen Schlettstadt, die zusammen mit sechs Mitschwestern 1478 nach Kirchheim kam, um das dortige Frauenkloster zu reformieren und zur strengen "Observanz" zu führen, die eine strenge Abgeschiedenheit von der Welt (Klausur) oder strenge Speisevorschriften vorsah. In Kirchheim stießen die Nonnen auf ungewöhnlich heftigen Widerstand durch Graf Eberhard den Jüngeren, der das Kloster sogar zeitweise belagern ließ. Magdalena Kremerin - Nachtrag der Red.: oder ein Autorinnenkollektiv, wie Nigel Palmer erforscht hat - schildert in die Erlebnisse der Klostergemeinschaft in dieser schwierigen Zeit. Die Chronik lässt nicht nur die abgeschiedene Welt eines mittelalterlichen Frauenklosters in seltener Eindringlichkeit lebendig werden, sie macht auch die politischen Hintergründe der Ereignisse deutlich, die sich vor der Wiedervereinigung der Grafschaft Württemberg unter Graf Eberhard im Bart vollzogen.

Im Mittelpunkt der Tagung stand die Kirchheimer Chronik, die in der Württembergischen Landesblbiotek und im Wiener Schottenkloster (in einer Abschrift) aufbewahrt wird. In klassisch landesgeschichtlicher Arbeitsweise werden die bisher einzeln stehenden Forschungen aus unterschiedlichen Perspektiven interdisziplinär zusammengeführt und in den Kontext sowohl der württembergischen Landesgeschichte wie auch der Forschung zu den spätmittelalterlichen geistlichen Frauen gestellt.

Tagungbericht - auch in HSozKult


Programm:

Sektion I
Landesherrschaft, Kloster und Stadt 

Sektionsleitung: Sabine von Heusinger (Köln) 
Georg Wendt (Tübingen); Eine Nonne im Dienste Württembergs? Magdalena Kremerin und das Eberhard'sche Landeskirchenregiment 
Roland Deigendesch (Reutlingen): Der Konvent des Klosters St. Johannes Baptista in Kirchheim im Spiegel von Reformchronik und Nekrolog  Stadtführung 
Maria Magdalena Rückert (Ludwigsburg): Schenkungen, Stiftungen, Kaufgeschäfte - Zum Wirtschaftsgebaren der Dominikanerinnen von Kirchheim und Gotteszell


Sektion II  
Geistliches Leben und Klosterreform 
Sektionsleitung: Cristina Andenna (Dresden)
Gisela Muschiol (Bonn): Kloster Kirchheim im Reformnetzwerk der Dominikanerinnen 
Sigrid Hirbodian (Tübingen): Gefahr, Entbehrung und Rettung aus höchster Not: Die Reform des Kirchheimer Dominikanerinnenklosters im 15. Jahrhundert aus der Sicht der Magdalena Kremerin Anschließend 
Stefanie Monika Neidhardt (Tübingen): "Aber darnach wurt dem kind das erbe und die rut wurt in das fur geworffen" - Frömmigkeit im Kirchheimer Konflikt


Sektion III  
Kloster, Bildung und Kunst, 
Sektionsleitung: Wolfgang Zimmermann (Karlsruhe) 
Werner Williams-Krapp (Augsburg): Ordensreform im 15. Jahrhundert und die Literarisierung dominikanischer Nonnen. Zum Bildungshintergrund der Magdalena Kremerin 
Nigel Palmer (Oxford): Die Kirchheimer Chronik der Magdalena Kremerin aus literaturwissenschaftlicher Sicht 
Anne Winston-Allen (Carbondale): „Ein swester was vnder den von syl, die konde wol textur schriben vnd ouch molen“. Magdalena Kremerin als Buchmalerin 


Abschlussdiskussion. 
Leitung: Eva Schlotheuber (Düsseldorf)

Eine Kooperationsveranstaltung 
- Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften
   Universität Tübingen
- Stadtarchiv Kirchheim unter Teck
- Geschichtsverein der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Anmeldungen siehe Programmflyer

hier Programmflyer